Alizé Rose-May
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Alizé Rose-May, Skizze aus Notizbuch, Ernen, Februar 2025
Ausgehend von der eigenen Biografie und vielleicht auch rückblickend dem Wunsch, während der Kindheit und Jugend in einem Unterwalliser Dorf alternativen Lebensrealitäten ausserhalb gesellschaftlicher Normen begegnet zu sein, beschäftigt sich Alizé Rose-May in einem Langzeitprojekt mit Queerness im Alpenraum.
In Ernen richtete Alizé den Blick auf die vielen Muster im Dorf – Zeichnungen und Friese an Fassaden, Schindeln, Pflanzen, Textilien, geflochtene Körbe oder Holzbeigen. Und fragt: In welchem Dialog stehen diese sichtbaren Strukturen zu Denkmodellen und Verhaltensschemata?
Aus dieser Auseinandersetzung sind mehrere Wandobjekte entstanden, die an den sonnenversengten Fassaden von Speichern und Ställen aufgehängt sind. Sie greifen Materialien und Formen auf, die Alizé an das Leben in einem Bergdorf erinnern, und verbinden diese mit ästhetischen Elementen, die queere Kultur und Erfahrung anklingen lassen. So verweben sich in den Arbeiten zwei Aspekte der Identität miteinander, die manchmal unvereinbar scheinen. Manche Objekte spielen mit der Idee eines Vorhangs, der zwischen privat und öffentlich trennt oder auch vermittelt. Alizé verhandelt Übergänge zwischen Innen und Aussen, Fragen von Sichtbarkeit und Schutz, Anpassung und Widerstand – und schafft Raum für queere Geschichten im alpinen, dörflichen Kontext.
Am 16.8. laden Alizé Rose-May und Kuratorin Andrea Thalzu einem Spaziergang ein. Zu den Veranstaltungen
Alizé Rose-May (*1990) wuchs im Unterwalliser Dorf Troistorrents in einer Arbeiter:innenfamilie auf. Heute lebt und arbeitet Alizé in Bern und geht einer künstlerischen Praxis zwischen Video, Fotografie, Objekt, Forschung, Kuration und Lehre nach. Alizé erforscht Beziehungen und die Frage nach den Möglichkeiten eines gemeinsamen Lebens. Konzepte von Verwandtschaft und Familie, Tradition und Kollektivität spielen dabei eine wichtige Rolle. Alizé kreiert Räume des Zusammenseins für Lebensrealitäten jenseits hegemonialer Normen und befragt Archive sowie die Leerstellen der Geschichtsschreibung.