Emil Michael Klein

Affe und Fabric Work

DSC_0992.jpg

Es ist nicht das erste Mal, dass Emil Michael Klein die Grenzen der Malerei auslotet oder zumindest in seinen Arbeiten das Pferd von hinten aufzäumt. Im zentralen Werk seines Erner Beitrags, einem Vorhang aus der neuen Werkserie Curtains, behandelt Klein Stoff wie Farbe. Die linke Seite des Vorhangs, der Träger des farbigen Stoffs, besteht dementsprechend aus Leinwand. In den quadratischen Raums platziert, erhält der Vorhang allerdings auch skulpturalen Charakter. Klein ist so Maler und Bildhauer zugleich und wenn man Curtains als Massgabe nähme, wäre er vielleicht auch Innenarchitekt. Denn der Samtstoff, in doppelter Lage und eingerahmt von zwei Klammern in die Hauskapelle des Kaplaneihauses gehängt, ist ein Hybrid zwischen Vorhang, Malerei und Wandteppich. An diesem «sakralen» Ort innerhalb des ehemaligen Wohngebäudes für Hilfsgeistliche tritt der Vorhang nicht nur in eine spannungsvolle Beziehung zur allegorischen christlichen Malerei im kreuzgrätigen Gewölbe, sondern auch zum gesamten Haus. Das Material Samt evoziert Reichtum und Üppigkeit, als Vorhang unbedingt auch: Illusionen. Viel mehr noch als an Könige erinnert Samt an diesem Ort an die Ikonografie in der christlichen Kunst und an mächtige Bischöfe und Feudalherren. Nicht zuletzt spielt die Darstellung des Textilen in der Malerei und in der Bildhauerei traditionell eine wichtige Rolle. In einem anderen Raum im Gebäude ist eine Schnitzerei Kleins aus dem Jahr 1999 zu finden, hier begegnet man dem Bildhauer. Der Affenkopf taucht immer wieder in aktuellen Präsentationen des Künstlers auf, der stilisierte Charakter scheint geradezu ein in Kunst überführter biografischer Anker zu sein. Die Arbeiten Affe (1999) und Fabric Work (2019) spannen einen zeitlichen und räumlichen Bogen auf, der auch mit Kleins Herkunft verschränkt ist.

In München geboren und in Ernen aufgewachsen, wo er auch hin und wieder das Jugendlokal im Kellergeschoss des Kaplaneihauses besuchte und der Malerei schon als Kind im Atelier seines Vaters begegnete. Nach seinem Abschluss an der Holzbildhauerschule in Brienz studierte Emil Michael Klein (*1982) in Basel und Lausanne Bildende Kunst. Seit 2008 werden seine Arbeiten international ausgestellt.