Felix Stöckle
Küsst euch
Felix Stöckle, Küsst euch, 2025, Keramik, Foto: Felix Stöckle, Atelier
Am Wanderweg über den Galgenhubel Richtung Mühlebach und zurück via Ubermoss stehen Skulpturen, die an katholische Bildstöcke oder Vogelhäuschen erinnern. Ihr Thema: St. Georg und der Drache. Felix Stöckle hat sie in seinem typischen Stil gefertigt – zwischen Keramik und Zeichnung, farbenfroh, roh, mit Anklängen an eine volkstümliche Ästhetik und Humor. Die geschmiedeten, liebevoll verzierten Ständer erinnern an handwerkliche Details der Häuser in Ernen.
Felix Stöckle interessiert sich für die sozialen und politischen Dynamiken von Traditionen, Mythen und Ritualen und die damit verbundenen Selbstbilder. In Ernen vertiefte er sich in die Legende vom heiligen Georg, die in der Kirche und am Haus «Zum hl. Georg» am Dorfplatz als Drachentöter-Skulptur präsent ist. Die Geschichte erzählt von einem mutigen Ritter, der einen Drachen tötet, um eine Stadt zu retten und den christlichen Glauben zu verbreiten.
Felix Stöckle interessiert, wie eindeutig Gut und Böse darin zugeordnet sind – und wie fragil diese Ordnung bei genauerem Hinsehen wird. In seiner Version der Geschichte sind der Drache und Georg komplexe Figuren: Der Drache erscheint nicht nur als böser Widersacher der Kirche, sondern auch als faszinierender Unbekannter und Weggefährte. Georg wiederum ist nicht nur der kämpferische Retter, sondern hat auch seine egoistischen Seiten. Mit seinen Skulpturen holt Stöckle die Legende in die Gegenwart, öffnet sie für neue Deutungen und lädt dazu ein, die Vorstellungen von Heldentum, Moral und Fremdheit zu hinterfragen.
Zur Finissage am 20.9. lädt Felix Stöckle zum Bräteln mit dem Drachen ein. Zu den Veranstaltungen
Felix Stöckle (*1994) ist in St. Gallen aufgewachsen und studierte in Luzern. Heute lebt er in Biel und Amage (FR), wo er Keramiken fertigt und mit anderen (kunst)handwerklichen Techniken und Materialien experimentiert. Gegen das Absolute ist er allergisch und er misstraut den starren Grenzen, die oft zwischen Gut und Böse gezogen werden. Am liebsten forscht er in Grauzonen, zum Beispiel von Legenden und Geschichten. In Ernen beeindrucken ihn die kunsthandwerklichen Details vieler Häuser und die Legende des heiligen St. Georg.