Lea-Nina Fischer

umzonen

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Viele Leute in oder aus Ernen besitzen Boden, auf den Quadratmeter genau «eingezontes» Land. Das Dorf erstreckt sich über 35.4 km2. Was ist ein Quadratmeter Ernen? Lea-Nina Fischer verwendet in ihrer Arbeit umzonen dieses Mass als Grösse, um Definitionen von öffentlichem und privatem Besitz und Raum zu untersuchen. Hierfür nimmt sie die Bodenbeschaffenheit und -gestaltung unter die Lupe: Wie werden Grenzen von Privatem zu Öffentlichem markiert, inwiefern verändern sie sich und wie wird Bewegung im Raum gesteuert? Fischer bedruckt ein Dutzend 1m2-Stücke Asphalt-Klebefolie mit verschiedenen Bodencollagen und appliziert diese auf dem Boden des Dorfplatzes. Das Sichtbarmachen und Verschieben von bereits Vorhandenem legt offen, wo wir unserer Intuition folgen und wie wir durch Zeichen gesteuert werden. Die mit dem Titel der Arbeit angesprochene «Umzonung» lässt Fragen nach Ortsbild- und Landschaftsschutz sowie politischen Entscheidungen und deren Verquickung mit ökonomischen und gesellschaftlichen Fragen anklingen. Eine Umzonung stellt die Änderung der Nutzungszonenzuweisung für Grundstücke dar, die mit der Revision des Raumplanungsgesetzes schweizweit aktuell ist. Wird Bauland «ausgezont», ist es nur noch landwirtschaftlich nutzbar oder wird zur Landschaftsschutzzone. Die Umzonung ist stets ein Akt des Ein- und Ausschliessens. Mittels Überlappungen und Verschiebungen hinterfragt Fischers Intervention Festschreibungen und regt dazu an, starre Grenzen aufzulösen und über alternative, gemeinschaftliche Zonen nachzudenken.

Lea-Nina Fischer (*1983) ist Künstlerin und Lehrerin in Bern und Kulturagentin im Wallis. Sie studierte in Bern Kunstvermittlung und Kunstgeschichte. Ihre multimedialen Installationen sensibilisieren für die Wahrnehmung von Räumen und fragen nach den Funktionsweisen von Gedächtnis und Orten. Indem Fischer gewohnte Anordnungen verschiebt, macht sie Orte anders wahrnehmbar. Manchmal werden die Besucher*innen in den von Fischer kreierten, mitunter irritierenden Situationen auch zu Teilnehmer*innen.